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Graue Energie und Cradle to Cradle (C2C)

Der Bausektor ist für einen Großteil unseres Ressourcenverbrauchs und unserer Treibhausgasemissionen verantwortlich: Rund 40 % unseres Gesamtenergie- sowie Materialverbrauchs entfallen auf den Gebäudesektor. Zusätzlich verursacht dieser 36 % der Treibhausgase und rund 33 % aller Abfälle. Bei der Planung von neuen Gebäuden werden daher die Auswirkungen auf die Umwelt immer mehr berücksichtigt.

Lebenszyklusanalyse (LCA) im Bau

Um die festgeschriebenen Reduktionsziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, genügen die Effizienzsteigerungen im Gebäudesektor nicht. Auch der Energieaufwand für die Herstellung, Errichtung, Nutzung und Entsorgung von Bauprodukten muss bilanziert werden, um den Gebäudesektor langfristig zu dekarbonisieren.

Die Methode der Lebenszyklusanalyse (LCA) – auch „Ökobilanz“ genannt – ermöglicht es, Umweltwirkungen eines Produktes zu beziffern und mit anderen Produkten zu vergleichen. In jeder Phase werden der Natur Ressourcen entnommen; dies hat direkte Auswirkungen auf die Umwelt. Im Sinne der Ökobilanz können mithilfe der Lebenszyklusanalyse umweltverträgliche Produkte bereits in der Planungsphase gefunden werden.

Ökobilanz und graue Energie

Bei der Ökobilanz spricht man auch häufig von der grauen Energie. Die graue Energie wird laut dem Schweizer Ingenieur- und Architektenverband SIA folgendermaßen definiert: „Graue Energie ist die gesamte Menge nicht erneuerbare Primärenergie, die für alle vorgelagerten Prozesse, vom Rohstoffabbau über Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse und für die Entsorgung, inkl. der dazu notwendigen Transporte und Hilfsmittel, erforderlich ist." Die graue Energie berechnet sich aus der Summe aller nicht-erneuerbaren Primärenergieträger und energetisch nutzbaren fossilen Rohstoffe.

Baustoff-Recycling und Cradle-to-cradle (C2C)

Damit ein Bauprodukt auch nach seiner Lebensphase im Gebäude weiter genutzt werden kann, ist es wichtig, den Recyclingaspekt schon bei der Planung der Gebäude zu berücksichtigen. Wenn dies geschieht, benutzt man den Begriff Cradle to Cradle – von der Wiege zur Wiege. Bei diesem Ansatz werden Gebäude so konzipiert, dass möglichst viele oder sogar alle Bauprodukte wiederverwendet werden können. So ist es zum Beispiel möglich, giftige Stoffe prinzipiell von der Verwendung auszuschliessen. Zudem wird die Recyclingrate des Bauprodukts anhand des Anteils recycel- oder kompostierbarer Materialien und der Menge bereits rezyklierter oder schnell nachwachsender Rohstoffe ermittelt. Ein Beispielgebäude hierfür ist das sich aktuell im Bau befindliche „The Cradle“ in Düsseldorf. Hierbei werden die eingesetzten Materialien in einem sogenannten Material-Passport dokumentiert, damit diese besser recycelt werden können. https://www.the-cradle.de/   

Sanierung vor Abriss

Um den Einsatz grauer Energie langfristig zu reduzieren, gilt es, Gebäude-Sanierungen dem Abriss von Bauten vorzuziehen. Der Gebäudebestand wird auch als anthropogenes Rohstofflager bezeichnet, welches seit dem zweiten Weltkrieg kontinuierlich wächst und in Deutschland auf 15 Milliarden Tonnen geschätzt wird. Beton hat dabei den größten Anteil, gefolgt von sonstiger Mineralik (inkl. Bodenbelägen) und Ziegel. Alle drei Baustoffe emittieren enorm viel CO2 bei der Neuproduktion. Der "Atlas Recycling" zeigt Wege und Methoden auf, wie diese durch Recycling oder Bestandssanierung eingespart werden können. Wir von goodmen energy empfehlen den Einbau ökologischer Baustoffe und weisen auf die Recyclingfähigkeit der Baukonstruktionen und Anlagentechnik hin.

Die Ökobilanz wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle im Bausektor spielen (müssen!). Der Bau eines nachhaltigen Gebäudes wird schon heute massiv gefördert. Die KfW zum Beispiel gibt zusätzliche Geldmittel für Gebäude, wenn eine Nachhaltigkeitszertifizierung durchgeführt wird (siehe hierzu auch unseren Blogbeitrag zum Thema DGNB). Zusätzlich fördern viele Kommunen den Einsatz von ökologischen Baustoffen. Die Ökobilanz und das Cradle-to-Cradle-Bewusstsein werden künftig immer mehr in die gesetzlichen Anforderungen einfließen.

Handlungsempfehlungen

  • Sanieren statt Abreißen und neu Bauen 
  • Einsatz von ökologischen Baustoffen
  • Entwicklung einfacher TGA-Konzepte
  • Einsatz erneuerbarer Energien und energieeffizienter Gebäudetechnik
  • Berücksichtigung der Recyclingfähigkeit von Baukonstruktionen und Anlagentechnik
  • Vorrausschauende Planung, um die Nutzung eines Gebäudes in Zukunft flexibel gestalten zu können
  • Förderungen des Bundes und der Kommunen nutzen